Das OMR Festival bot auch 2023 wieder zahlreiche Möglichkeiten für Inspiration, Information und Geschäfte rund um Online-Marketing-Themen. Rund 70.000 Besucher waren nach Hamburg gereist, um den Vorträgen zu folgen, Aussteller zu besuchen oder Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Auch DNV war am 9. und 10. Mai vor Ort und hat zahlreiche Eindrücke gesammelt. Im Folgenden sind sechs subjektive Erkenntnisse aus diesen beiden Tagen festgehalten, die nicht nur Online-Marketing-Spezialisten betreffen, sondern auch für die Verlags- und Pressevertriebsbranche relevant sind.

1. Nutzer zu Fans machen

Wer eine starke Community mit treuen Kunden aufbauen will, muss Nutzer zunächst einmal von den eigenen Produkten und Services begeistern. Hier geht es nicht allein um die Frage des Preises. Es gilt, Nutzer mit einzubeziehen, mitentscheiden zu lassen, ihre Bedürfnisse zu kennen und zu erfüllen sowie Identifikationspotenzial zu bieten. Das Ziel: Nutzer nicht einfach nur zu Käufern entwickeln, sondern zu Fans. Dazu gehört auch die Interaktion mit der Community.

2. Junge Zielgruppen gewinnen

Die Ansprache junger Nutzer funktioniert kaum mit klassischen Verkaufsbotschaften. Stattdessen gilt: Die Gen Z will unterhalten werden und nichts verkauft bekommen. Am Ende soll natürlich dennoch eine Nutzer- oder Kundenbeziehung stehen. Der Weg dorthin führt jedoch über Entertainment, vor allem über Plattformen wie TikTok und Twitch. Dort können sich (Medien-)Marken unterhaltsam und humorvoll präsentieren, um sichtbar zu sein. Für die eigenen Produkte wird höchstens indirekt geworben.

3. Im Podcast-Markt ist noch Platz

Podcasts sind im Alltag ein selbstverständliches Medium geworden, genau wie Musik und Bücher. Insbesondere in den Jahren 2020 und 2021 sind viele neue Formate erschienen. Natürlich ist es schwierig, in solch einem vollen Markt Sichtbarkeit zu bekommen, aber: Der Podcast-Markt ist noch nicht übersättigt. Innovationen sind immer möglich, z.B. indem man Genres kreuzt. So lassen sich immer noch Nischen finden, die kaum oder gar nicht besetzt sind.

4. Text-Inhalte künftig nur noch von KI?

Viele Medienhäuser haben bereits mit dem Chatbot ChatGPT bei der Erstellung von Print- oder Online-Artikeln experimentiert. Die künstliche Intelligenz (KI) kann schon heute kleinere Textbausteine in hoher Qualität liefern. Künftig soll dies auch mit komplexen Texten möglich sein – ganz ohne Vorwissen oder Redaktion. Daraus folgt die Frage: Werden textbasierte Angebote perspektivisch kein Differenzierungsmerkmal/USP mehr sein?

5. Welche Inhalte bekommen Sichtbarkeit?

Die Digitalisierung hat es ermöglicht, dass theoretisch jede Person Inhalte erstellen bzw. zu einem „Content Creator“ werden kann. Das hat in allen Mediengattungen zu einem Überfluss an Content geführt. Zugleich ist die Aufmerksamkeitsspanne der Nutzer – insbesondere in sozialen Medien – nur noch sehr gering. Auf TikTok hat Werbung nur eine Zeitspanne von 0,4 Sekunden Zeit, um die Aufmerksamkeit der Nutzer zu gewinnen. Daraus leitet sich die Frage ab, welche Inhalte in dieser Content-überfüllten und von kurzen Aufmerksamkeitsspannen geprägten Welt künftig noch sichtbar sein werden – und ob nur noch diejenigen gehört werden, die am lautesten schreien.

6. Break the rules

Wie kann der Einstieg in einen bereits gut besetzten Markt gelingen? Antwort: Break the rules. Schau, was die anderen machen, und dann mach es anders. Das gilt natürlich genauso für etablierte Player, die sich selbst und ihr Geschäftsmodell transformieren wollen. Wer die Zukunft gestalten will, kann nicht nach den Regeln von gestern leben.